Atemberaubende Läufe auf dem Saxofon
Der Saxofonist Gilad Atzmon und seine Band waren in der Bessunger Knabenschule in Darmstadt zu Gast. Foto: Andreas Kelm
Von Hans-Dieter Vötter
Jazz Gilad Atzmon überzeugt in der Bessunger Knabenschule mit seiner Intensität
DARMSTADT - . Mit dem Multi-Instrumentalisten Gilad Atzmon und seiner Band "The Orient House Ensemble" präsentierte das Kulturzentrum Bessunger Knabenschule am Freitag einen wegen seiner provokanten Thesen umstrittenen Jazzmusiker, politischen Aktivisten und Autor satirischer Romane.
Der 1963 in Tel Aviv geborene Gilad Atzmon entwickelte sich nach dem Studium in Israel zu einem politischen Querdenker. Aber trotz aller Aktivitäten blieb er dem Jazz treu: Nach dem Umzug nach London im Jahr 1993 arbeitete er als Studiomusiker auf höchstem Niveau, sorgte 1998 dann für Aufmerksamkeit durch seine Punkband "Ian Dury And The Blockheads".
Nach sieben Jahren wieder in Darmstadt
Mit dem Quartett "The Orient House Ensemble" spielte Atzmon 2003 sein erstes eigenes Album für das renommierte Münchener Jazz-Label Enja ein. Seitdem tourt er erfolgreich mit dieser Gruppe, die vor sieben Jahren schon einmal in der Darmstädter Centralstation ein Gastspiel gab. Schon damals dabei war der Pianist Frank Harrison: Am Flügel oder mit dem Fender Rhodes liefert er die entscheidenden Impulse für den dominierenden Solisten Gilad Atzmon.
Den Einstieg in das Konzert der Band am Freitag in der vollbesetzten Bessunger Knabenschule bildet eine Ballade, in der abwechselnd schnelle Passagen mit ruhigen Teilen konkurrieren. Die Komposition "Gaza Mon Amour" unterstreicht nachhaltig die orientalischen Einflüsse und gibt dem Bandleader Gelegenheit, diverse Stimmungen in rascher Folge zu präsentieren.
Allerdings verzichtet das Quartett auf den Einsatz entsprechender Instrumente, wie Sol oder Zurna, wodurch die vorherrschende nostalgische Stimmung noch stärker in Richtung Neobop der Achtziger Jahre verlagert wird. Gilad Atzmon lässt dabei mit atemberaubenden Läufen auch Erinnerungen an die Pioniere Charlie Parker oder John Coltrane wach werden.
Mit großer Intensität und Leidenschaft improvisiert er in der Eigenkomposition "Let Us Pray" auf dem Sopransaxofon, wechselt aber immer wieder zu seinem Hauptinstrument, dem Altsaxofon. Daneben kommen auch die Bassklarinette und das Akkordeon kompetent zum Einsatz und bringen Abwechslung in das gut vernetzte Spiel. Kontrabassist Yaron Stavi und Schlagzeuger Enzo Zireli bilden den sensiblen Hintergrund für alle verfügbaren Klangvarianten.